-Der
Erste Stock-
Dein
Blick ist starr auf deine Füße gerichtet als du die knarrende
Treppe empor schreitest.
Unter
jedem einzelnem Schritt macht sie Geräusche, die einem das Gefühl
geben, dass die Treppe jeden Moment in sich selbst zerfällt. Du
hinterlässt im Staub Fußabdrücke die einen dunkelroten Stoff auf
den Stufen zum Vorschein bringen.
Auf
der letzten Stufe bleibst du stehen und findest dich somit im
Schlafzimmer,welches direkt unter der Decke zu sein scheint. Der Raum
ist nur spärlich vom restlichem Licht des Kronleuchters, welcher
unten Hängt, beleuchtet. Doch auch wie schon dort ist hier ein
kleiner Lichtschalter der dir den Raum erleuchtet..
Du
siehst die mit weißen Lacken bedeckten Möbel..das Bett, die
Kommode, ein schwerer Holzschrank und ein Spiegel...alle sind sie
verdeckt, vom Staub geschützt.
Plötzlich
und mit voller Wucht kamen dir die Geschichten um dieses Haus ins
Gedächtnis zurück. Am liebsten hättest du sie ignoriert...doch sie
drängen sich dir auf.
Es
heißt, dass vor gut 50 Jahren ein Mann hier ein Haus für seine Frau
und seine zwei Töchter gebaut hatte. Schnell stellte sich beim Bau
heraus, dass das Schicksal es nicht gut meint mit ihnen..Am 12.9. des
Baujahres fiel die damals 13 Jahre alte, jüngste Tochter des Mannes
aus einer Aussparung im oberem Stock, welche für ein Fenster gedacht
war. Sie fiel und landete im Garten auf einen Haufen kaputter Bretter
und noch unbenutzter Ziegel..die kleine war sofort tot. Wenn man
Gerüchten glaubt, habe der Vater seine Tochter im Garten Begraben
und auf ihrem Grab einen Baum gepflanzt. Dieser Baum soll jedes Jahr
die schönsten Früchte gebracht haben und im Herbst kein Laub im
Garten fallen gelassen haben.
Nach
dem Tot ihres Kindes, so heißt es, habe die Mutter kaum ein Wort
gesagt noch habe sie etwas gegessen oder getrunken. Sie wurde von
ihrer Trauer aufgefressen bis sie sich am zweiten Todestag ihrer
Tochter selbst das Leben nahm und aus dem gleichem Fenster sprang,
aus dem ihrer Tochter gefallen war. Ihr regloser Körper lag mehrere
Stunden auf der Veranda, bevor ihr Mann von der Arbeit kam und sie
fand. Manche sagen, er habe sie zu ihrer Tochter unter den Baum
vergraben und dass der Baum danach nie wieder Früchte trug und das
ganze Jahr über für Laub im Garten sorgte.
Manche
sagen ganz anderes...
Und
in diesem Zimmer bist du jetzt. Dem Schlafzimmer, welches das
Elternschlafzimmer sein sollte, aber letztlich nur von der Mutter
genutzt worden war.
Ein
kalter Schauer lief dir wie viele kleine Ratten über den Rücken.
Der Gedanke, dass sich hier einst eine Frau aus dem Fenster geworfen
hatte, machte dich nervös...doch wieso eigentlich? Dann ist hier
halt irgendwann einmal jemand gestorben..na und?
Langsam
gehst du durch den Raum und berührst leicht die Laken auf den
Möbeln. Du gehst ans Fenster und siehst hinaus. Nach unten ist es
ganz schön weit. Die Treppe war lang gewesen, daran erinnerst du
dich. Wieso hatte der Mann ein so hohes Haus gebaut, wenn es doch nur
einen oberen Stock gibt?
Als
du noch unten siehst, erkennst du das Dach der Veranda. Als die Frau
sich also damals hier herunter fallen gelassen hat, muss sie wohl
erst durch dieses Dach und dann auf die Veranda gefallen sein...und
tatsächlich. Ein Großteil der Bretter auf dem Dach waren nicht
gestrichen, was wohl heißt dass jemand sie beim Reparieren des
Daches, vergessen hat anzustreichen.
Dein
Blick wandert zu deiner Rechten, dort steht ein Spiegel. Du willst
ihn enthüllen..doch ein Teil von dir schreit fast schon danach, dass
du es lassen sollst. Dieser Stimme in dir folgend, gehst du vom
Fenster weg und bleibst in der Mitte des Raumes stehen. Du kannst dir
nicht vorstellen hier zu leben. Es geht einfach nicht in deinen Kopf
rein. Plötzlich siehst du ein kleines Bild an der Wand und du gehst
darauf zu, nimmst es von der Wand und wischst mit deiner Hand den
Staub weg.
Das
Foto zeigt ein Familienportrait. In der Mitte eine Jugendliche,
vielleicht 16 Jahre und vor ihr die kleinere Schwester. Zur Rechten
die Mutter und zur Linken der Vater. Beim Anblick der kleinsten musst
du die Tränen unterdrücken. Sie war bildhübsch. Sie hätte ein
Leben haben können, ein wunderbares Leben...
„Ja...das
hätte ich.“ sagte
eine leise Stimme hinter dir.
Erschrocken
fährst du herum und musst aufschreien als dort ein kleines Mädchen
in einem weißem Kleid steht, mit langen blonden Haaren und einem
engelsgleichem Gesicht.. es war die kleine von dem Foto...das Mädchen
das damals aus diesem Fenster gefallen war.
Dir
fehlen die Worte. Dein Gehirn versucht eine logische Antwort auf
etwas zu finden wofür es nur eine Antwort gibt, jedoch willst du an
genau diese nicht glauben.
„Wieso
kannst du nicht an etwas glauben was du mit deinen eigenen Augen
siehst?“
Du
musst schlucken, dein Atem geht schneller und du hörst wie dein Herz
vor Angst immer schneller schlägt und deinen Puls überall auf
deiner Haut spürbar macht.
„Beruhige
dich. Ich will dir nichts tun.“
Ungläubig
siehst du dem Mädchen in die Augen.
„Meine
Schwester war es.“
„Was
war sie?“ kam es aus deinem trockenem Mund.
„Sie
hat mich in die Tiefe gestoßen.“
„Wieso?“
langsam beginnst du die Situation so hinzunehmen, denn das Schicksal
dieses Mädchens interessiert dich einfach zu sehr um sie zu
ignorieren.
„Sie
sagte damals, dass ich ihr Leben zerstört habe und das alles besser
wäre wenn ich nicht geboren wäre...also hat sie mich von hier oben
herunter gestoßen.“
Dir
fehlten die Worte...es war Eifersucht..Du betrachtest das Bild ein
weiteres Mal. Dieses Mal fällt dir auf, dass die ältere Schwester
zwar schön war..aber nicht ansatzweise so schön wie das kleine
Mädchen. Sie war also Eifersüchtig...
„Ich
habe lange auf diesen Tag gewartet.“
sagte der Geist des Mädchens.
„Worauf?“
fragst du.
„Der
Tag an dem ich mein Leben zurück bekomme!“
ruft sie und kommt rasend schnell auf dich zu, du taumelst vor
Schreck...und dann..
ist
da dieses plötzliche Gefühl, dass sich blitzschnell in deinem
Körper breit macht..das Gefühl des Falles.
SCHLAGZEILE
AM SONNTAG
Letzten
Freitag wurde im Waldweg 129 die Leiche einer jungen Frau gefunden.
Die
Ermittlungen sind im vollen Gange. Bis jetzt ist uns erst bekannt,
dass die Frau von einer Frau gefunden worden war, welche zufällig
gehört hatte wie eine Person im Haus schrie und wie etwas eine
Treppe hinunter fiel.
Wir
halten sie auf dem Laufendem.
Nun
zum Wetter..
Zufrieden
und mit einem wissendem grinsen auf den Lippen schaltete Victoria das
Radio aus. Sie stand auf und ging zum Fenster in dem sich ihr
Spiegelbild zeigte. Blonde Haare, wunderschönes Gesicht. Vielen
Dank. Dachte sie nur
und lachte.
Ihr
Leben hatte einen Neuanfang...
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So das wars dann. Es ist leider ehr nur ein halbes Happy-End.
"Wir" sterben zwar..aber opfern, mehr oder weniger, unser Leben für die kleine Victoria.
Seid gespannt auf die anderen beiden Wahlen! ^^
liebe Grüße vom Oberwusel, eure Vany<3
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